Streuobstwelt

Die eigene Streuobstwiese anlegen – Teil 3: Pflanzlöcher, Pfähle und Wühlmauskörbe

Der dritte Teil der Reihe beschäftigt sich mit möglichen Vorbereitungen im Vorfeld der eigentlichen Pflanzung. Außerdem gibt es einen ersten Einblick darüber, welche Materialien und Werkzeuge benötigt werden.

Ausmessen der Baumreihen

Materialien:

  • Schnur (mehrere hundert Meter)
  • Eisenstangen aus dem Baumarkt zum Befestigen der Schnur (1cm Durchmesser und 50cm Länge haben sich bewährt)
  • Fäustling
  • Einen 90 Grad Winkel mit ca. zwei Meter Schenkelmaß (Eigenanfertigung aus Restholz)
  • Bandmaß (mindestens in der Länge der gewählten Pflanzabstände)

Um die Baumreihen sinnvoll auszurichten, benötigt man zuerst eine Flucht, an der man sich orientieren kann. Dies Kann die Grundstücksgrenze sein, eine Straße oder eine bereits vorhandene Hecke. Hierbei ist zu beachten, dass bei der Pflanzung von Bäumen an Grundstücksgrenzen und Straßen Mindestabstände einzuhalten sind. Informationen hierzu gibt es beim hiesigem Ordnungs-, Bau- oder Straßenbauamt. Auf meiner Wiese habe ich als Flucht eine angrenzende Straße gewählt, da die Mindestabstände zu der Straße in jeder Reihe eingehalten werden mussten. Somit habe ich die erste Schnur im Mindestabstand parallel zur Straße gespannt. An dem Punkt, wo der erste Baum in der ersten Reihe gepflanzt werden soll, wird nun der 90 Grad Winkelt mit dem einen Schenkel parallel zur ersten Schnur angelegt. Der zweite Schenkel gibt nun die Richtung für die erste Reihe vor. An diesem wird nun die zweite Schnur entlang gespannt. Aus den beiden gespannten Schnüren ergibt sich nun das Viereck, indem die Baumreihen gesetzt werden. Die weiteren Reihen lassen sich jetzt einfach von der ersten Reihe her ausmessen. Einfach von der zweiten Schnur im rechten Winkel (Winkel erneut an die Schnur anlegen) den Reihenabstand in das Viereck hinein messen, weitere Stangen setzen und Schnüre an diesen entlangspannen. An den Schnüren für die Baumreihen können nun im gewählten Pflanzabstand die Positionen für die Bäume markiert werden.

Veranschaulichung Pflanzplanung
Pflanzskizze mit Abständen

Pflanzlöcher Bohren

Materialien:

  • Pflanzbohrer
  • Spaten

Wenn die Positionen für die Bäume feststehen, geht es an die körperliche Arbeit. Und je nachdem wie durchgetrocknet der Boden vom heißen Sommer und wie steinig die Bodenstruktur ist, wird die Arbeit wirklich zum Knochenjob. Am Anfang steht jedoch die Überlegung, ob ich die Anstrengungen körperlicher Arbeit in Kauf nehme oder die Löcher maschinell aushebe. Bei wenigen (heißt für mich alles unter zehn) Löchern stellt sich die Frage eines motorisierten Pflanzbohrers oder eines Minibaggers eigentlich nicht. Bei bspw. 50 Löcher oder mehr, liegen diese Überlegungen schon näher. Ich bin ein Freund körperlicher Arbeit, deshalb verwende ich einen Lochbohrer aus Stahl mit einem 30cm Bohrteller. Hiermit wird zunächst ein Loch von 50 cm Tiefe gebohrt. Im nächsten Schritt kann ich das gebohrte Loch mit dem Spaten beliebig weit erweitern. In einschlägigen Büchern werden Pflanzlöchern mit einem Durchmesser von ca. 1 Meter empfohlen. Dies ist durchaus sinnvoll, denn je größer das Pflanzloch, umso mehr gelockerte Erde umgibt später die Wurzeln des frisch gepflanzten Baums. Bei der Pflanzung von einzelnen Bäumen würde ich dies ebenfalls tun. Beim Setzen von vielen Bäumen ist es jedoch zeitlich ein enormer Unterschied ob ich mich mit einem Durchmesser von 60 cm begnüge oder das Loch auf einen Meter ausweite. Die Entscheidung liegt natürlich bei jedem selbst. Meine Bäume stehen in einem 60 cm Pflanzloch und sind gut angewachsen. Kleiner sollten sie jedoch alleine schon wegen des Umfangs des Wurzelballens nicht sein. Schließlich muss dieser später in das Loch passen.

Beim Ausheben des Pflanzlochs ist darauf zu achten, dass die Grasnarbe und andere Wurzeln nicht mit in das Loch gelangen. Dieses organische Material kann sich nach dem Zuschütten mit Erde nicht mehr zersetzen, da es hierzu an Sauerstoff mangelt. Dadurch entstehen im Pflanzloch Fäulnisprozesse die dem Wurzelwachstum schaden. Daher sollte die Rasennarbe und anderes organisches Material das beim Ausheben des Pflanzlochs auftaucht, direkt auf den Kompost entsorgt werden.

Pflanzpfähle einschlagen

Materialien:

  • Pflanzpfähle, mindestens 225 cm Länge und 7 cm Durchmesser
  • Pfahlramme
  • Fäustling

Damit die Obstbäume auch bei starkem Wind Halt haben, ist es wichtig ihnen einen Pfahl zu geben. Zwar besitzt der frisch gepflanzte Baum noch über keine ausladende Krone die viel Wind fängt. Jedoch ist der Baum besonders im ersten halben Jahr noch schwach verwurzelt und benötigt daher extra Halt. In den folgenden Standjahren wird die Krone des Baums wachsen und mehr Angriffsfläche für Wind bieten. Besonders bei Stürmen im Sommer und frühen Herbst, wenn das Blattwerk die meiste Fläche bietet, schützt der Pfahl den Baum vor dem Umgeworfen werden. Grundsätzlich wird der Pfahl auf die Westseite des Baums gesetzt, da dies in Mitteleuropa die Hauptwindrichtung ist. Da meine Streuobstwiese in einer exponierten Lage liegt und bei uns öfters starke Ostwinde wehen, haben meine Bäume einen zweiten Pfahl auf der Ostseite. Ich wollte hierbei auf Nummer sicher gehen und mich nicht nach fünf oder sechs Jahren ärgern müssen, wenn ein Bäum bei einem Sturm aus Osten entwurzelt wird. In der Regel wird aber nur ein Pfahl gesetzt.

Der Pfahl kann in vielerlei Art und Weise ausgestaltet sein. Am einfachsten ist sicherlich ein bereits produzierter Pflanzpfahl. Kiefernpfähle sind hierbei am günstigsten zu erhalten. Diese sollten kesseldruckimprägniert sein, damit sie der Witterung einige Zeit standhalten können. Ich habe mit Pfählen von 225 cm Länge und 7cm Durchmessern gute Erfahrungen gemacht. Diese kosten je nach Kaufmenge und Verkäufer zwischen 4 und 8 Euro. Die Pfähle schlage ich ca. 10 cm tief in das bereits ausgehobene Pflanzloch ein. Hierzu verwende ich eine Pfahlramme die recht kostengünstig zu erhalten sind. Vorteil einer Pfahlramme ist, dass sie den Pfahl mehr schont, als wenn man ihn mit einem Hammer einschlägt. Der Abstand zur Mitte des Lochs beträgt dabei ebenfalls ca. 10 cm. Bei einer Pflanzlochtiefe von 50 cm ragen nach dem Pflanzen noch 165-170cm Pfahl aus dem Boden. Da Hochstämmer-Obstbäume ihre erste Astgabelung bei ca. 160cm-180 cm haben, kommt der Pfahl so nicht dem Geäst in die Quere. Daher läuft man keine Gefahr, dass Astgabelungen beim Schwanken des Baums im Wind am Pfahl schubbern. Dies sollte unbedingt vermieden werden, da sich dabei die Rinde abschält und dies die Äste nachhaltig schädigt.

Wühlmauskörbe vorbereiten

Materialien:

  • Hasendraht (Sechseckgeflecht), verzinkt, Maschenweite höchstens 13mm
  • Oder fertigen Wühlmauskorb

Viele frisch gepflanzte Bäume schaffen es nicht anzuwachsen und gehen letztendlich ein, weil ihre Wurzeln durch Wühlmäuse abgefressen werden. Diesem Schädling kann man effektiv durch einen Pflanzkorb aus verzinkten Hasendraht vorbeugen. Der Draht sollte verzinkt sein, da er sonst nach wenigen Monaten in der feuchten Erde verrostet ist und keinen Schutz mehr bietet. Grundsätzlich sollte sich die Größe des Pflanzkorbs an der Größe des Pflanzlochs orientieren. Den Wühlmauskorb kann man entweder fertig kaufen oder selbst herstellen. Bei der Fertigvariante empfehle ich den Wühlmauskorb von Gartenpfiff. Mit Maßen von 60cm (Breite) x 70cm (Höhe) und einem Preis von ca. 10 Euro ist dieser im Preis-/Leistungsverhältnis völlig akzeptabel und man spart sich den Kampf mit der Drahtrolle. Für die Selbstherstellung will ich im Folgenden zwei Varianten vorstellen.

a. Variante Massenproduktion

Für diese Variante benötige ich eine Rolle Hasendraht mit einer Breite von einem Meter, einen runden Eimer mit einem Durchmesser von ca. 30cm und einen weiteren Eimer, der etwas größer im Durchmesser ist als das erste und in dem sich der erste Eimer ca. 40 cm versenken lässt. Für den Korb wird von der Rolle ein 1×1 Meter großes Stück abgeschnitten. Anschließend wird der Abschnitt auf den Eimer mit dem größeren Durchmesser gelegt. Danach wird der kleineren Eimer oben auf den Abschnitt gestellt und kräftig in den unteren Behälter gedrückt. So entsteht ein Korb mit einem Durchmesser von 30cm und einer Höhe von 40cm. Die oberen Ränder werden über den Eimerrand des unteren Eimers gefaltet. Diese werden später im Pflanzloch über die Öffnung des Drahtkorbes gebogen und mit Draht oder Kabelbindern zusammengeflochten. So lässt sich der Wühlmauskorb später verschließen. Die Produktion dauert 5 bis 10 Minuten und die Kosten pro Stück liegen bei knapp 2 Euro. Im Vergleich zu dem gekauften Korb für 10 Euro ist dies eine schöne Ersparnis, besonders bei großen Stückzahlen. Allerdings sind sie mit einem Durchmesser von 30 cm recht klein.

Hasendraht gibt es auch auf zwei Meter breiten Rollen, womit sich größere Körbe herstellen lassen (Beispielsweise mit zwei Maurerkübeln als Eimer). Bei 2×2 Meter Stücken kommt man jedoch schon auf einen Produktionspreis von ca. 8 Euro. Für zwei Euro Ersparnis würde ich mir persönlich die Arbeit nicht macht.

b. Variante für Idealisten

Wer besonders viel Zeit, einen Bagger zur Verfügung oder einfach besonders viel Spaß am Graben hat, entschließt sich unter Umständen für ein „Lehrbuchpflanzloch“ mit einem Durchmesser von einem Meter. Um einen entsprechend großen Pflanzkorb für diese Lochgröße herzustellen, wird ebenfalls zunächst eine Hasendrahtrolle von einem Meter Breite benötigt. Hiervon schneidet man ein 1×1 Meter Stück und ein ca. 3,2 Meter langes Stück ab. Das 1×1 Meter Quadrat wird auf den Boden gelegt und die Kanten werden nach oben gefaltet. Das lange Stück wird in Kreisform um das Quadrat gestellt. Die am Quadrat aufgebogenen Kanten werden anschließend mittels Drahts mit dem langen Stück verflochten. Weiterhin müssen die beiden Enden des langen Stücks miteinander verflochten werden. Beim Verflechten muss darauf geachtet werden, dass keine Lücken entstehen, durch die eine Wühlmaus durchschlüpfen könnte. Wer bei der Herstellung noch keinen Nervenzusammenbruch erlitten hat, erhält einen Pflanzkorb mit einem Durchmesser von ca. einem Meter zu einem Preis von ca. 8 Euro. Ich benötige ungefähr eine halbe Stunde für einen Korb, da das Zusammenflechten einiges an Geduld erfordert. Für mich persönlich ist diese Variante keine wirkliche Alternative. Die Herstellung des Korbs dauert verhältnismäßig lange und der Kampf mit Rolle und Draht treibt einen in die Verzweiflung. Außerdem erfordert es eine unglaubliche Sorgsamkeit, den Korb wühlmaussicher zu verflechten. Deshalb würde ich von dieser Variante abraten.

Die Vorbereitungen sind beim Anlegen der Streuobstwiese am zeitintensivsten. Besonders das Bohren der Pflanzlöcher kann sich bei trockener Erde und steinigen Böden ziehen und viel Zeit fressen. Wenn jedoch alles geschafft ist, kann endlich gepflanzt werden. Hierzu mehr im nächsten Teil.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert