Dieser Teil der Artikelserie „Die eigene Streuobstwiese“ widmet sich uns dem Thema der konkreten Planung einer Streuobstwiese. Der Artikel ist in drei Punkte gegliedert, die es für die Planung zu besprechen gilt: Standortauswahl, Sortenauswahl und Pflanzabstände.
Standortauswahl
Grundsätzlich sind die Standortfaktoren für Obstbäumen auf Streuobstwiesen weicher zu bewerten als für Bäume im konventionellen Plantagenobstbau. Dies liegt sowohl an der Sortenwahl als auch an der Pflanzunterlage. Während Plantagenbäume in der Regel auf schwachwüchsigen und vegetativ vermehrten Pflanzunterlagen veredelt werden, werden Hochstämmer auf der Streuobstwiese auf starkwüchsigen Sämlingsunterlagen veredelt. Hierdurch setzt ihr Ertrag zwar später ein als bei vegetativ vermehrten Obstbäumen. Sie sind jedoch widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Wettereinflüsse und verfügen über eine längere Lebenserwartung. Trotzdem will ich im Folgenden einige Punkte besprechen.
- Meter ü. Null bzw. Höhenlagen: Hochstämmer auf Sämmlingsunterlagen können recht widerstandsfähig gegen Spätfrost sein. Dennoch ist dem Anbau in Höhenlagen Grenzen gesetzt. Eine Richtlinie lautet: Nördlich der Mainlinie sollte eine Höhe von 600-800 Höhenmetern nicht überschritten werden. Auf dem Weg in den Süden steigt diese Grenze bis auf 1600 Metern über Null in den Zentralalpen. Bei Höhenlagen die in der Nähe dieser Grenzen liegen, sollten Sorten gepflanzt werden, die sich als besonders frostresistent herausgestellt haben oder spät im Jahr blühen. So kann die Blüte vor möglichen Spätfrost geschützt werden.
- Hanglagen und Täler: In Tälern und Mulden kann es vorkommen, dass sich dort die kalte Luft sammelt und staut. Bei Hanglagen wird die Luftstauung durch quer zum Hang verlaufende Hecken begünstigt, da diese das Abfließen der kalten Luft verhindern. An Nordhängen besteht ein extra Risiko für Spätfrost, da sie besonders im Frühjahr durch die noch tiefstehende Sonne wenig Wärme abgekommen. Bei Bepflanzung mit spätblühenden Sorten können Nordhänge aber auch Chancen bieten, um weiter in den Herbst hinein ernten zu können. Denn die Bäume auf einem Nordhang blühen aufgrund des Sonnen- und Wärmemangels später im Jahr als ihre Artgenossen in den Sonnenlagen. Dadurch erreichen sie einen späteren Reifepunkt und können geerntet werden, wenn andere Wiesen schon keine Früchte mehr tragen.
- Bodenbeschaffenheit: Obstbäume bevorzugen gut durchlüftete und tiefgründige sandige Lehmböden. Eine gute Durchlüftung beugt Staunässe vor und die Tiefgründigkeit gibt dem Baum die Chance sich tief zu verwurzeln. Kernobst, also Zwetschge, Pflaume, Mirabelle und Kirsche, tolerieren staunasse Böden als Apfel und Birne. Birnen sind Tiefwurzler und bevorzugen daher tiefgründige Böden.
- Staunässe: Lagen an Flüssen und Auen bieten auf der einen Seite den Vorteil, dass der Grundwasserspiegel höher ist und die Wasserversorgung deiner Bäume auch in heißen Sommern leichter gewährleistet sein kann. Auf der anderen Seite können Gewässernahe Wiesen zu Staunässe neigen, worunter besonders Apfel und Birnensorten leiden. Staunässe kann ebenfalls am unteren Ende von Hängen und Hügeln auftreten. Beobachte deine Wiese im Vorfeld der Pflanzung bei unterschiedlichen Wetterlagen um herauszufinden, ob sich in bestimmten Bereichen der Wiese Wasser staut und schlecht abfließt. Hier solltest du auf Kernobst verzichten und robuste Zwetschgen- oder Pflaumensorten wie xx pflanzen. Diese kommen mit Staunässe recht gut zurecht.
Sortenwahl
Das uns gut bekannte Obstregal im Supermarkt beschränkt sich in der Regel auf wenige Sorten, die zum Teil extra für den Plantagenobstbau gezüchtet worden. Vertreter dieser Sorten sind z.B. die Apfelsorten Pink Lady oder Gala. Hierbei handelt es sich um großfruchtige Sorten die meist eher süß als sauer sind. Die üblichen Supermarktsorten müssen der großen Masse schmecken, weshalb Bitterstoffe und Säuregeschmack so gut wie herausgezüchtet sind. Eine große Vielfalt an Geschmäckern schafft es daher nicht mehr auf unsere Teller. Beim Anlegen einer Streuobstwiese werden in der Regel viele verschiedene Sorten gepflanzt. So können Ausfälle bei einzelnen Sorten kompensiert und jährliche Erträge können sichergestellt werden.
Deine Wiese wird dir nur langfristig Freude bereiten, wenn deine Bäume wachsen, Ertrag bringen und du dein Obst verwerten kannst. Selbst wenn bei dir der Ertrag nicht im Vordergrund steht, ist es unbefriedigend, wenn die Bäume auf deiner Wiese nicht gedeihen und nicht zu prächtigen Vertretern ihrer Art heranwachsen. Daher benötigst du Sorten, die ohne regelmäßige Düngung und Pflanzenschutz auskommen. Informationen zu widerstandsfähigen Sorten findest man in Fachliteratur oder auf den Internetseiten der hiesigen Landschaftspflegeverbände. Eine weitere gute Möglichkeit ist, sich in lokalen Baumschulen über regionale Sorten zu informieren. Diese haben sich in der jeweiligen Region bewährt und werden sicher auch auf deiner Wiese gut gedeihen. Weiterhin kannst du deinen Obstbestand mit Wildobstarten wie Speierling oder Eisbeere ergänzen. Eine Auswahl an Obstsorten auf meiner Streuobstwiese findest du hier:
Jakob Fischer | Berner Rosenapfel | Alexander Lucas |
Danziger Kantapfel | Kaiser Wilhelm | Clapps Lieblingsbirne |
Hauxapfel | Goldparmäne | Gräfin von Paris |
Klarapfel | Boskoop | Bühler Frühzwetsche |
Riesenboiken | Roter Bellefleur | Büttners Knorpelkirsche |
Pflanzabstände und Pflanzformationen
Die Pflanzabstände zwischen den Bäumen sollten keinesfalls zu knapp gewählt werden. Von meiner eigenen Wiese weiß ich, wie verloren frisch gepflanzte Obstbäume im Abstand von 10-12 Metern auf einer freien Fläche aussehen. Würde ich nicht ihre erwachsenen Artgenossen kennen, würde es mir schwer fallen ihre spätere Dimension zu erahnen. Und man könnte um des Ertragswillen dazu neigen, sie dichter zu Pflanzen. Fehlt dir ebenfalls die Vorstellungskraft, such dir einen ausgewachsenen Obstbaum und miss vom Stamm bis zum Ende der äußeren Äste. Du wirst feststellen, dass vier bis fünf Meter schnell überschritten werden. Daher gilt die Faustregel Hochstämmer mindestens zehn Meter auseinander zu pflanzen. Bei Birne und Süßkirsche dürfen es auch gerne 12 Meter sein. Auf meiner Wiese habe ich einen einheitlichen Pflanzabstand von zehn Metern gewählt.
Darüber hinaus kann man zwischen zwei Pflanzformationen unterscheiden: Dem Dreiecks- und dem Vierecksverbund.


Der Dreiecksverbund bietet den Vorteil, dass die Bäume zu ihren Nachbarn in den angrenzenden Reihen mehr Platz haben als im Vierecksverbund. Die Fahrgasse für größere Maschinen ist jedoch in eine Richtung vorgegeben, was im Vierecksverbund nicht der Fall ist. Ich habe mich für einen Dreiecksverbund entschieden, um den Bäumen zwischen den Reihen mehr Platz zu bieten.
Solltest du dir insgesamt unsicher sein bei der selbstständigen Planung deines Streuobstprojekts, findest du Unterstützung beim hiesigen NABU-Verband, Landschaftspflegeverbänden und Obst- und Gartenbauvereinen. Ich selbst habe mich vom Landschaftspflegeverband Main-Kinzig unterstützen lassen und würde immer empfehlen, sich den Rat eines Experten einzuholen.
Im dritten Teil der Artikelreihe dreht sich alles um die Pflanzvorbereitung. Besonders bei größeren Projekten können viele Arbeiten im Vorfeld erledigt werden. Bei der Pflanzung von Einzelbäumen können die Vorbereitung und die eigentliche Pflanzung in einem Zug erledigt werden.
Hallo in die Runde,
bei einem Hochstamm für Streuobstwiese, Apfelbaum, Neuanpflanzung
Frage: Wie oft sollte der zu pflanzende Apfelbaum verschult sein ?
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Schmick
Hallo Hermann,
für diese Frage ist deine Baumschule des Vertrauens der richtige Ansprechpartner. Da die meisten Obstbäume / Hochstämmer schon nach 3-4 Jahren die Baumschule verlassen glaube ich nicht, dass für diese der Aufwand einer Verschulung die Regel ist.
Liebe Grüße Tillman