Im letzten Teil der Artikelserie „Die eigene Streuobstwiese anlegen“ geht es ans Eingemachte: Wie hoch sind die Kosten für das Anlegen der eigenen Streuobstwiese?
Im Vorfeld zu meinem Streuobstwiesenprojekt habe ich viel recherchiert, um diese Frage für mich beantworten zu können. Leider bin ich hierbei zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Daher soll dieser Artikel einen realistischen Richtwert dafür geben, auf wie viel sich die Kosten belaufen. Hierbei unterscheide ich zwischen verschiedenen Posten bei den Ausgaben:
- Baum und Pflanzmaterialien
- Werkzeuge
- Fixkosten für die Fläche
- Fortbildung
Bei den angegebenen Kosten handelt es sich um Annährungswerte, die im Einzelfall abweichen können. Ich greife hierbei auf Preise zurück, die ich aus meiner Erfahrung heraus für realistisch halte oder selbst bezahlt habe.
Die abschließende Rechnung beinhaltet jedoch nicht den Arbeitsaufwand. Da ich die Wiese in Eigenleistung angelegt habe, ist es schwer hierfür einen Wert zu ermitteln. Um dennoch eine Größenordnung in den Raum zu stellen: Die Arbeitsstunden von Helfern und mir bewegen sich mittlerweile in einem hohen dreistelligen Bereich.
Baum und Pflanzmaterialien
Einkaufs-Einzelpreis/Stk. | Mengenrabatt/Eigenproduktion/Stk. | |
Hochstamm Obstbaum aus einer Baumschule | 40,00 € | |
Pflanzpfahl* | 8,00 € | 5,00 € |
Wühlmauskorb | 9,00 € | 2,00 € |
Anbindeseil (Kokosgarn) | 0,25 € | |
Stammhülse | 2,00 € | |
Summe: | = 59,25 € ≈ 60,00 € | = 49,25 € ≈ 50,00 € |
* Ich setze auf meiner Wiese zu jedem Baum einen zweiten Pflanzpfahl. Im Rechenbeispiel wurde jedoch von einem Pfahl ausgegangen, da dies die Regel ist.
Der teuerste Unterpunkt ist mit Abstand die Pflanzware. Ich habe hier mit einem Mittelwert gerechnet. Grundsätzlich gelangt man auch wesentlich günstiger an gute Pflanzware. In meiner Region gibt es jedes Jahr eine Sammelbestellung durch den hiesigen Landschaftspflegeverband. Im Rahmen dessen ist es möglich, einen Hochstamm für um die 30 Euro zu erwerben. Auf der anderen Seite verlangen manche Baumschulen bis zu 50 Euro für einen Hochstamm. Daher der Wert von 40 Euro im Rechenbeispiel. Mit etwas Recherchearbeit und Verhandlungsgeschick, lässt sich in diesem Punkt das meiste Geld sparen.
Werkzeuge und Pflegemittel
Kosten: | |
Pfahlramme + Pfahlwasserwaage | = 40,00 € |
Spaten | = 30,00 € |
Lochbohrer 30cm Durchmesser | = 50,00 € |
Fäustling | = 15,00 € |
Eisenstangen + Schnur zum Abmessen der Reihen | = 35,00 € |
Brechstange für Gestein im Pflanzloch | = 25,00 € |
Hacke zum Hacken der Baumscheibe | = 50,00 € |
Astschere | = 40,00 € |
Astsäge | = 40,00 € |
Rechen | = 40,00 € |
Obstleiter | = 300,00 € |
Preicobakt-Stammanstrich (25 kg Gebinde) | = 120,00 € |
Summe: | = 785,00 € |
Zu den Werkzeugen ist anzumerken, dass ich von Preisen für hochwertige Werkzeuge ausgehe, die für den Dauereinsatz ausgelegt sind. Daher mögen einem manche Preise zu hoch vorkommen, sie sind jedoch durch die Qualität der Werkzeuge gerechtfertigt. Natürlich gibt es für den Hobbygebrauch auch günstigere Alternativen.
Fixkosten für die Fläche
Fixkosten für die Pflanzfläche zu berechnen ist relativ schwierig. Denn sie hängen maßgeblich von der Größe der Fläche und der Lage bzw. der Region ab. Ich versuche die Frage nach den Kosten für die Fläche daher aus der eigenen Erfahrung heraus zu beantworten.
In meinem Fall handelt es sich um Grünland der Familie, dass ohne die Anlage einer Streuobstwiese für ca. 200 Euro pro Hektar im Jahr verpachtet wäre. Somit kostet mich ein Hektar Streuobstwiese pro Jahr ca. 200 Euro. Bei Pflanzabständen von 10 Metern, nimmt jeder Baum eine Fläche von 10×10 Metern, also 100 m² ein. Ein Hektar besitzt 10.000 m². Aufgrund dessen finden auf einem Hektar Grünland ca. 100 Bäume Platz. Hieraus ergibt sich für mich pro Baum und Jahr ein Fixkostenwert von zwei Euro.
Den Preis für ein Jahr anzunehmen ist natürlich zu kurz gedacht, da die Fläche dauerhaft aus der ursprünglichen Nutzung herausgenommen wird. Da Hochstämmer gut und gerne über 100 Jahre alt werden können, werde ich die Fläche mein Leben lang bewirtschaften können. In einem optimistischen Szenario, wird das bei meinem aktuellen Alter von 30 Jahren noch 50 Jahre lang sein. Unter der Annahme von einer Bewirtschaftungszeit von 50 Jahren, ergibt sich ein Wert von ca. 100 Euro pro Baum. Dieser Wert ist jedoch sehr wahrscheinlich zu niedrig angesetzt, da Preise für Land und somit auch die Pacht hierfür in den nächsten Jahrzehnten tendenziell steigen werden.
Eine weitere Herangehensweise wäre den Quadratmeterpreis beim Kauf einer Grünlandwiese anzunehmen. Dieser ist ebenfalls stark abhängig von der Region. Bei mir beläuft sich dieser auf einen Bodenrichtwert von 1,30 Euro. Daraus würden sich pro 100m² und Baum Kosten von ca. 130 Euro ergeben. Zum Kauf von Grünland ist zu sagen, dass der Erwerb häufig mit Hindernissen behaftet ist. In der Regel haben Gemeinde und Landwirte der Region ein Vorkaufsrecht. Dadurch ist der Kauf von Grünland häufig schwierig.
Die Rechnungen zeigen, egal ob Pachten oder Kauf, ein Fixkostenwert von ca. 130 Euro pro Baum, bei einem Pflanzabstand 10×10 Metern und einer Bewirtschaftungszeit von 50 Jahren scheint realistisch.
Fortbildung
Für meine Person habe ich frühzeitig entschieden, dass ein gewisses Maß an Qualifikation für eine sinnvolle Bewirtschaftung einer Streuobstwiese nötig ist. Daher habe ich mich fortgebildet und Fachliteratur gewälzt. Folgende Koste schlagen in diesem Rahmen zu Buche:
Kosten: | |
Ausbildung zum Landschaftsobstbauer | = 500,00 € |
Fachliteratur | = 100,00 € |
Summe: | = 600,00 € |
Zusammenfassung
Die oben Aufgeführten Kosten lassen sich in zwei Kategorien einteilen:
- Kosten die pro Baum entstehen: Pflanzware und -materialien, Fixkosten für die Fläche
- Kosten die entstehen, unabhängig von der Anzahl der Bäume: Werkzeuge und Fortbildungskosten
Um dies zu verdeutlichen, werde ich in den folgenden Beispielrechnungen sowohl den Gesamtpreis für ein Streuobstwieseprojekt angeben als auch den Preis pro Baum:
Streuobstwiese mit 50 Bäumen / Bewirtschaftungszeit 50 Jahre: | ||
Rechnung: | Summe: | |
Baum und Pflanzmaterialien | 50 x 50,00 € | = 2.500,00 € |
Werkzeuge | 1 x 785,00 € | = 785,00 € |
Fortbildung | 1 x 600,00 € | = 600,00 € |
Fixkosten pro Fläche | 50 x 130,00 € | = 6.500,00 € |
Gesamtsumme: | = 10.385,00 € | |
Gesamtsumme pro Baum: | 10.385,00 € / 50 | ≈ 207,00 € |
Streuobstwiese mit 100 Bäumen / Bewirtschaftungszeit 50 Jahre: | ||
Rechnung: | Summe: | |
Baum und Pflanzmaterialien | 100 x 50,00 € | = 5.000,00 € |
Werkzeuge | 1 x 785,00 € | = 785,00 € |
Fortbildung | 1 x 600,00 € | = 600,00 € |
Fixkosten pro Fläche | 100 x 130,00 € | = 13.000,00 € |
Gesamtsumme: | = 19.385,00 € | |
Gesamtsumme pro Baum: | 19.385,00 € / 100 | ≈ 194,00 € |
Streuobstwiese mit 200 Bäumen / Bewirtschaftungszeit 50 Jahre: | ||
Rechnung: | Summe: | |
Baum und Pflanzmaterialien | 200 x 50,00 € | = 10.000,00 € |
Werkzeuge | 1 x 785,00 € | = 785,00 € |
Fortbildung | 1 x 600,00 € | = 600,00 € |
Fixkosten pro Fläche | 200 x 130,00 € | = 26.000 € |
Gesamtsumme: | = 37.385,00 € | |
Gesamtsumme pro Baum: | 37.385,00 € / 200 | ≈ 187,00 € |
Abschließende Bemerkungen
Wie eingangs erläutert, kann es sich bei den angegebenen Kosten nur um Näherungswerte handeln. Sie hängen sehr von der individuellen Situation ab: Ist Land vorhanden oder muss es gekauft/gepachtet werden? Befinden sich kostspielige Materialien schon in meinem Besitz? Kann ich die Arbeit in Eigenleistung erbringen oder muss ich mir kostenpflichtige Unterstützung holen?
Weiterhin sind viele Variablen in dieser Rechnung nicht vorhanden. Wie z.B. die Arbeitsstunden, Transportfahrzeuge oder möglicherweise ein Traktor zur Bewirtschaftung. Da diese Variablen ebenfalls stark von der individuellen Situation abhängen, habe ich sie nicht berücksichtigt. Die angegebenen Gesamtkosten sind im Großen und Ganzen Ausfluss einer Minimumrechnung in der Kosten aufgegriffen werden, die unabhängig von der individuellen Situation sehr wahrscheinlich zum Tragen kommen.